
BRIEFFREUNDSCHAFTSPROGRAMM in München und BRIEFFREUNDSCHAFTSCLUB in Liberia
Wenn Schüler Schülern schreiben, dann kommt dabei etwas anderes heraus, als wenn Erwachsene das tun.
Das Liberiaprojekt sollte von Anfang an eine Schüler- keine Schulpartnerschaft sein.
Schülerinnen und Schüler, die die Nachrichten über Kindersoldaten in Liberia nicht mehr tatenlos an sich vorbeiziehen lassen wollten, waren die treibende Kraft bei der Gründung des Liberiaprojekts (2002).
Das Brieffreundschaftsprogramm bringt interessante Kontakte innerhalb Deutschlands, weil Reisende unsere Post mitnehmen.
Zu den Reisenden gehören Menschen, die schon das Bundesverdienstkreuz erhalten haben, die Bücher geschrieben haben und die sich schon lange in Afrika engagieren.
Von Liberia nach Deutschland braucht ein großer Umschlag mit den durchschnittlich 20-25 handgeschriebenen Briefen 3 Wochen. Von Deutschland nach Liberia lohnt es sich meist nicht, den Postweg zu wählen, da die Benachrichtigung bei Ankunft der Post in Monrovia nicht verlässlich funktioniert.
Ab diesem Schuljahr wird auch ein Chat zwischen Mitgliedern des Liberia-Ak und liberianischen Schülern aufgebaut.
In Liberia bewirkt das Brieffreundschaftsprogramm, dass neben den armen Kindern, denen wir Schulgeld bezahlen, auch Kinder aus privilegierten Familien mit dabei sind, wenn From Street to School etwas organisiert.
Zum Brieffreundschaftsprogramm gehören auch Kinder wohlhabender Eltern.
So wie hier From Street to School und Globales Lernen e.V. gibt es auch einen gemeinnützigen Verein in Liberia: From Street to School.

Erstmals haben sich in diesem Jahr Kinder zum Liberia-Ak am Pestalozzi-Gymnasium angemeldet, die schon seit Jahren mit liberianischen Jugendlichen im Briefkontakt stehen.
An wen ihr schreiben könnt, erfahrt ihr bei Frau Schaal. Einfach einen Zettel ins Fach legen lassen!
Regeln fürs Briefeschreiben:
Euren Briefumschlag gebt ihr verschlossen ab (Briefkasten vor 036), nachdem ihr ihn mit allen wesentlichen Daten beschriftet habt. Das sind:
Absender Vorname Nachname, Klasse |
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Adressat Vorname Nachname |
Themenvorschläge für eure Briefe und Info:
- wie verläuft euer Alltag – was mögt ihr und warum – was ist schwierig
- Schule ist in Liberia ein bisschen anders – unsere Schüler sind an verschiedenen Schulen, hier nur ganz allgemein und kurz – genauer müsst ihr jeweils fragen:
In Liberia heißen Schüler „students“ und Halbjahre Semester. Im Semester kann man auch überspringen und durchfallen. Es gibt zwischendurch Tests, aber am Ende des Semesters immer Prüfungen, wo man auch nach dem Platz unter allen Schülern der Klasse eingestuft wird. Es stehen keine Noten, sondern Prozente im Zeugnis. Alter spielt keine Rolle, denn Schulen kosten Schulgebühren, wer kein Geld hat, muss öfter mal ein Jahr zu Hause bleiben. Normal ist eine Klassenstärke von 50 Schülern und dass in zwei Schichten unterrichtet wird (die einen haben nachmittags Unterricht, die anderen vormittags). Gleichaltrige Freunde hat man nur, wenn man in die Schule geht. Sehr viele Kinder kommen aus Familien, die getrennt sind, nicht nur die Eltern, sondern auch Eltern und Kinder! Die Eltern leben im Landesinneren, die Kinder bei Verwandten oder Pflegeeltern (foster-parents) in einer größeren Stadt, wo sie dann in die Schule gehen. Die Anzahl der Kinder pro Familie ist ungefähr gleich wie in Deutschland. Die Eltern sind meist viel jünger, was zur Folge hat, dass die Großeltern die Kinder wie ihre eigenen aufziehen.
Viele unserer Fächer gibt es in Liberia nicht. Frag einfach danach und erzähle von deinem Schulalltag!
Weitere Themen:
- was machst du in deiner Freizeit?
- fährst du in Urlaub?
- wo wohnen deine Verwandte?
- was machst du mit deinen Freunden?
- wie wichtig ist dir Lesen?
Bücher sind in Liberia Mangelware, auch deshalb funktioniert Schule und Lernen ganz anders als bei uns. In manchen Fächern ist das vielleicht sogar ein Vorteil, meist aber ein Nachteil – frag nach! Niemals solltest du das Vorurteil, deinen liberianischer Briefpartner könnte das was du erzählst frustrieren oder unglücklich machen, die Herrschaft über deinen Stift gewinnen lassen. Liberianische Kinder sind erstmal ganz genauso wie du. Es interessiert sie alles und es fällt ihnen schwer, über sich selbst zu sprechen. Helft euch also gegenseitig! Stell dich darauf ein, dass alles ganz anders ist, als du erwartest.
Was sind die Highlights deines Jahres und welche Zeiten magst du nicht?
Liberia liegt in den Subtropen, das ganze Jahr herrscht ungefähr dieselbe Temperatur (26°-32°) und derselbe Tag-Nacht-Rhythmus (12h – von 7-19 Uhr). Das Land ist mit Früchten und Bodenschätzen reich gesegnet. Nach 23 Jahren Unruhen und Bürgerkrieg ist aber alle Infrastruktur zerstört und nach 12 Jahren Frieden noch zu wenig wiederhergestellt. Eigentlich wäre alles kein Problem, wenn im Umland Nahrungsmittel für die Stadt produziert werden würden und wenn alle Dörfer über Märkte miteinander verbunden wären. Die liberianische Regierung kann ein solches Infrastrukturprogramm aber nicht durchsetzen, weil in Monrovia Lebensmittel aus der ganzen Welt ankommen und die Preise für die örtlichen Bauern verderben. Märkte auf dem Land findet man wenige – meist geht es von der Stadt aufs Land und zurück. In der Hauptstadt ist es sehr teuer zu wohnen, weil mit dem Grund spekuliert wird und viele Ausländer auf Kosten ihrer Regierungen in Monrovia sind (z.B. von der UNO). Das treibt die Preise in die Höhe – bei miserabler Qualität ☹. Im Supermarkt gibt es dasselbe wie bei uns zum selben Preis.
Durch die Freundschaft mit Liberia werdet ihr entdecken, dass nicht alles, was positiv aussieht, auch wirklich gut ist. Was ihr machen könnt, ist eigentlich das, was außer Geld am meisten benötigt wird:
Ihr könnt den liberianischen Jugendlichen das Gefühl geben, nicht alleine auf dieser Welt und frei zu sein.
Was ihr unbedingt braucht, um mitmachen zu können:
Geduld, echtes Interesse und den Mut, Dinge direkt anzusprechen!