Eigentlich ist die Idee des Spendenlaufs ein pädgagogischer Trick. Eine Ablenkung.
Spaß, Spiel und Sport locken die Läuferinnen und Läufer an.
Sie sind mit doppelter Kraft dabei, weil alle mitmachen, wenn man zusammen helfen kann.
Wie kommt es dazu?
Die Läuferinnen und Läufer erreichen mit ihrer Leistung nicht nur ein Ziel, sondern gleich zwei. Ein persönliches und ein objektives. Die Teilnehmer entscheiden selbst, welches Leistungsziel sie vorrangig erreichen wollen – das Sportliche oder das Monetäre. Bei den Teilnehmern wird ein starkes Gefühl von Selbstwirksamkeit und sozialer Bedeutung erzeugt. Urkunden und allgemeine Anerkennung für die hohen Einnahmen verstärken diesen Eindruck.
Am besten funktioniert ein Spendenlauf, wenn er ein einmaliges Event ist. Teilnehmerinnen und die Teilnehmenden selbst entscheiden, wohin die Einnahmen gehen sollen.
Spendenläufe passen gut zu dem Menschenbild, das seit den 80er Jahren das erzeugt hat, was Stephan Lessenich 2016 „Neben uns die Sintflut“ nannte. Eine gut gemeinte, aber tatsächlich ausbeuterische Lebensweise, die klammheimlich eine große Lebenslüge verstetigt. Diese lautet: Was funktioniert, das ist auch gut. (https://youtu.be/hSLzSmg7Jeg?t=2941) – oder: vereinfacht: der Stärkere gewinnt.
2020 veröffentlichte die nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie ihren TED-Talk zum Phänomen der Single Stories. Single Stories sind gewohnheitsmäßige oder absichtliche Konstruktionen, mit deren Hilfe Macht legitimiert und erhalten wird. Single Stories sind kulturbildende Elemente, die über Entwicklungsmöglichkeiten von Gesellschaften, gesellschaftlichen Gruppen und Einzelnen entscheiden. Single Stories gehören zur Menschheitsgeschichte dazu. (https://youtu.be/mgs2Do88zp0).
From Street to School und Globales Lernen e.V. reagiert pragmatisch auf die Herausforderung, Nachhaltigkeit und Globales Lernen mit einem wiederkehrenden Spendenlauf zu verbinden.
Der Globales-Lernen-Aspekt.
- Durch die Bindung an ein gemeinütziges Projekt in Liberia wird auf Vereinsebene Nachhaltigkeit gewährleistet. Lebendige Kontakte bestehen über lange Zeiträume und können von Schülergeneration zu Schülergeneration unterschiedliche Projektideen inspirieren.
- Parallel werden Projekttage, Ausstellungen im Schulhaus, Wettbewerbsteilnahmen, ein Schüler Ak, Kommunikationsangebote und Synergieeffekte mit den ebenfalls in der Schule beheimateten BNE- und Schulgarten-Angeboten entdeckt und zur Wirkung gebracht .
Die Organisation des Spendenlaufs sorgt einerseits für ein festes Budget, das für die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in Liberia zur Verfügung steht.
Erreicht wurde dadurch, dass dort überhaupt ein eigenständiger registrierter Verein entstehen konnte.
Der Spendenlauf hat dazu beigetragen, dass wir den ewigen Dreiklang von Sammeln, Bemitleiden und Die-eigene- Überlegenheit-feiern in eine Kadenz überführen konnten, die den Perspektivwechsel wahrnehmbar macht. 2019 durften wir jungen Liberianern unsere Schule, eine Berufsschule, die Berufsoberschule und unser allgemeines Leben zeigen.
Diese Kadenz wartet noch auf ihre Auflösung, den Besuch von deutschen Schulabsolventen in Liberia.
Der Bildung für Nachhaltige Entwicklung -Aspekt.
- An der Schule gibt es eine langfristig angelegte Pfandflaschen- und Nachhaltigkeitsaktion, ein Solar- und Energiesparprojekt und die Ackerdemie, die den Schulgarten pflegt.
- BNE wird nicht thematisch definiert, sondern methodisch. Wir arbeiten schülerzentriert, konsumkritisch, demokratiebewusst und fächerübergreifend. Daher können alle Fachlehrkräfte sich engagieren.
- Vor der Schulschließung 2020 fand jedes Jahr ein Schülerprojekt mit Workshops, Fachvortrag und Ausstellung statt. Kooperiert wurde für diesen sogenannten Afrikatag mit dem Deutschen Museum und mit dem Pädagogischen Institut der Stadt München. Damals lautete unsere Gleichung: Nachhaltig ist Spendensammeln pur beim Spendenlauf mit freiwilliger Teilnahme – und Globales Lernen an einem Projekttag mit verpflichtender und teils auch bewerteter Leistung. Im Zentrum stand damals die Idee, mit Eigenverantwortung der Schüler auf der einen Seite und Vertrauen und Engagement der Lehrer auf der anderen, einen Kontrapunkt zum Pfichtenkanon des Schüleralltags zu setzen. Das Nicht-Perfekte und Vorläufige, das Soziale und ansonsten Nebensächliche sollte gesehen werden. Wie die Zentralbank Geldwerte, so schöpften wir damals Räume und Zeit zum Nachdenken und Gestalten.




Heute gibt es am Pestalozzi-Gymnasium keinen Projekttag für Globales Lernen mehr. Um dieses Defizit aufzufangen, beginnt der Spendenlauf gestaffelt, aber für niemanden um 8 Uhr.
Vor dem Lauf werden nun Unterrichtsprojekte zu einschlägigen Themen angeboten, die zwischen 60 und 120 Minuten in Anspruch nehmen.